Peronealsehnen­entzündung

Müde Sehnen und schmerzende Knöchel
Als Peronealsehnenentzündung bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner eine Entzündung der Sehnen, die einen Teil der Unterschenkelmuskulatur mit dem Fuß verbinden. Sie ist eine eher seltene orthopädische Erkrankung und führt dazu, dass Patientinnen und Patienten beim Gehen und Stehen unter Schmerzen im Bereich des Knöchels und des seitlichen Mittelfußes leiden. Um besser zu verstehen, worum genau es sich bei einer Peronealsehnenentzündung handelt und wie sie sich effektiv behandeln lässt, lohnt zunächst ein genauerer Blick in die Anatomie des Fußes.

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Dr. Gerret Hochholz

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Die Anatomie des Fußes ist komplex und faszinierend

Die menschlichen Füße und ihre Gelenke sind eine besondere Errungenschaft der Evolution, vereinen sie doch durch das filigrane Zusammenspiel von Knochen, Muskeln und Sehnen zwei wesentliche Eigenschaften in sich, die es uns erst erlauben, auf nur zwei Beinen zu gehen: Sie sind der optimale Kompromiss zwischen einer hohen Beweglichkeit und Kraftentfaltung im Gehen einerseits sowie einer guten Stabilität im Stand andererseits. 

Dazu tragen eine Vielzahl von Muskeln und Bändern im Bereich des Unterschenkels und des Fußes bei. Zu ihnen zählt die Peronealmuskulatur, die meist von zwei Muskeln, dem langen und dem kurzen Peoneusmuskel, gebildet wird. Beide befinden sich in den Unterschenkeln jeweils seitlich und außen. Sie entspringen kurz unterhalb des Knies und gehen etwa 4 cm oberhalb des Knöchels in die Peroneussehnen über. Die Peroneussehnen ziehen dann weiter durch einen engen Kanal außen und hinten um den Knöchel herum bis unter den Fuß, wo sie sowohl am äußeren als auch am innersten Mittelfußknochen ansetzen. Durch diesen besonderen Verlauf der Peroneussehnen erlaubt es uns die Peronealmuskulatur, die Außenseite des Fußes anzuheben. Außerdem sorgt sie gemeinsam mit weiteren Muskeln des Unterschenkels dafür, dass wir den Fuß nach unten neigen und dadurch einen Schritt nach vorn tun oder auf den Zehenspitzen gehen können.

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Wodurch wird die Peronealsehnen­entzündung verursacht?

Kleinste Verletzungen der Peronealsehnen verursachen eine Entzündungsreaktion

Grundsätzlich gehen Ärzte davon aus, dass eine Entzündung der Sehnen durch kleinste Verletzungen im sehnigen Gewebe verursacht wird. Diese Verletzungen wiederum setzen körpereigene Reparaturmechanismen in Gang, bei der Immunzellen und Wachstumsfaktoren in das betroffene Gewebe einwandern, um verletzte Bereiche der Sehnen abzubauen und dafür zu sorgen, dass Ersatzgewebe produziert wird. Durch die Reparaturreaktion des Körpers kommt es im Bereich der geschädigten Sehnen mitunter zu Rötung, Schwellung, Erwärmung, Schmerzen und Funktionseinschränkungen – den klassischen Anzeichen einer Entzündung.

Verletzungen der Peronealsehnen werden durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren verursacht

Für die kleinen Verletzungen, die Ärzte auch als Mikrotraumata bezeichnen, kommen ganz unterschiedliche Ursachen in Frage, die sowohl rein mechanischer als auch biochemischer Natur sein können. So sind Knochen, Sehnen und Bänder lebendige Gewebe, die ständig auf- und abgebaut werden. Auf diese Weise können sie sich den spezifischen Bedürfnissen jedes einzelnen anpassen. Werden sie besonders stark beansprucht, verstärken sie sich. Der Aufbau überwiegt dann den Abbau des Gewebes. Werden die Sehnen hingegen kaum belastet, tritt das genaue Gegenteil ein: sie werden feiner und weniger belastbar. So kann es dazu kommen, dass die Peronealsehnen überlastet werden, wenn nach einer längeren Phase ohne Training und regelmäßige Bewegung plötzlich intensive Belastung, etwa beim Joggen oder im Rahmen einer anspruchsvollen Wanderung, auftritt. Wie bei einem Gummiband, das überspannt wird, können dann kleine Risse im Gewebe entstehen.

Besonders anfällig für Verletzungen durch Überlastung ist die Peronealsehne dann, wenn sie durch weitere Risikofaktoren belastet oder geschwächt wird. 

1. Anatomische Besonderheiten

Die Anatomie des Menschen ist nämlich keinesfalls standardisiert. Jede und jeder einzelne von uns ist einzigartig und unterscheidet sich in Details ihres oder seines Körperbaus von anderen. So haben manche Menschen zum Beispiel mehr als zwei Peronealmuskeln. Dort, wo die Peronealsehnen um den Knöchel herum durch einen engen Kanal verlaufen, liegen dann drei oder vier Sehnen, sodass besonders wenig Platz vorhanden ist und die Sehnen aneinander entlang reiben. 

Bei anderen Menschen sind knöcherne Vorsprünge an Unterschenkel oder Fuß besonders stark ausgebildet, sodass die Peronealsehnen stark gereizt werden, wenn sie sich an ihnen entlang bewegen. Auch Fehlstellungen des Fußes, insbesondere ein Hohlfuß, bei dem das Längsgewölbe der Fußsohle besonders stark ausgebildet ist, kann eine Peronealsehnenentzündung verursachen.

2. Hormone, Stoffwechsel­krankheiten oder Medikamente

Zum anderen können die Peroneussehnen aber auch durch Hormone, Stoffwechselkrankheiten oder Medikamente geschwächt werden. Hormone mit besonderem Einfluss auf die Stabilität von Knochen und Bändern sind zum Beispiel die Östrogene. Sie schützen Sehnen vor dem Abbau. Wenn aber in den Wechseljahren der Östrogenspiegel bei Frauen sinkt, erhöht sich für sie dadurch das Risiko einer Sehnenverletzung. Auch die Hormone der Nebenschilddrüse spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel von Knochen, Sehnen und Bändern.

Neben hormonellen Veränderungen können auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Rheumatoide Arthritis die Stabilität der Sehnen negativ beeinflussen. Außerdem gibt es bestimmte Medikamente, deren Nebenwirkungsspektrum die Schwächung von Sehnen miteinschließt. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Antibiotika.

3. Knickfuß, oder die Überpronation

Des Weiteren kann die Belastung der Peronealsehnen durch den Knickfuß oder die Überpronation, insbesondere bei längerer Belastung und Ermüdung wie beispielsweise beim Joggen, erheblich beeinflusst werden. In solchen Fällen kann die Sehne am Knöchel anstoßen und sich entzünden. Darüber hinaus können Fehlbelastungen, die vom Hüftgelenk aufgrund eines zu engen Fußaufsatzes (Overcrossing) auf die Peronealsehnen übertragen werden, zu zusätzlichen Belastungen führen, insbesondere wenn die Hüftabduktoren geschwächt sind. Zudem führt ein Umknicktrauma (Supinationstrauma) im Sprunggelenk regelmäßig zu einer Überdehnung und nachfolgenden Entzündung der Peronealsehnen.
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Wie macht sich eine Peronealsehnen­entzündung bemerkbar?

Patientinnen und Patienten, die unter einer Peronealsehnenentzündung leiden, bemerken zunächst unter Belastung einen Schmerz im Bereich des äußeren Knöchels oder des Mittelfußes. Vor allem beim Beugen des Fußes oder beim Neigen nach außen kommt es zu stärkeren Schmerzen. Typischerweise treten diese Schmerzen dann auf, wenn die Sehnen nach längerer Zeit geringer Bewegung wieder intensiver belastet werden.

Neben den charakteristischen Schmerzen äußert sich eine Peronealsehnenentzündung auch durch eine Schwellung hinter oder unter dem äußeren Knöchel. Manchmal können hier auch Knötchen getastet werden, die sich bei der Bewegung des Fußes verschieben. Diese Symptome sind weitere Hinweise auf eine mechanische Beschädigung der Peronealsehnen.

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Wie wird eine Peronealsehnen­entzündung diagnostiziert?

Ausgangspunkt der präzisen Diagnose einer Peronealsehnenentzündung ist ein ausführliches Gespräch. Ärzte interessieren sich hier zunächst dafür, möglichst viele Details über die Beschwerden der Patientinnen und Patienten zu erfahren. Um nicht bloß Symptome zu bekämpfen, sondern Krankheiten dort zu behandeln, wo sie entstehen, gilt es, möglichst viel über die Ursachen der Beschwerden zu erfahren. Wenn sich der Verdacht auf eine Peronealsehnenentzündung ergibt, sind hier vor allem Informationen zur regelmäßigen Belastung des Fußes, zu früheren Verletzungen aber auch zu Medikamenten und Krankheiten hilfreich, die auf den ersten Blick nicht direkt mit den Beschwerden der Peroneussehnen in Verbindung zu stehen scheinen.

1. Körperliche Untersuchung

Auf das Anamnesegespräch folgt dann die körperliche Untersuchung. Hier wird keineswegs nur der Knöchel der Patientin oder des Patienten betrachtet. Vielmehr nehmen Ärzte zunächst das Gesamtbild des Beins in Augenschein. So kann eine genaue Bewegungsanalyse hilfreich sein, um anatomische Besonderheiten sowie mögliche Fehlstellungen des Fußes zu erkennen und gezielt zu behandeln.

2. Ultraschall­untersuchung (Sonografie)

Um die Diagnose weiter zu verfeinern, kommen häufig bildgebende Verfahren zum Einsatz. Während sich klassische Röntgenaufnahmen besonders eignen, um knöcherne Strukturen, wie zum Beispiel feine Risse oder Knochenvorsprünge, sichtbar zu machen, können Veränderungen der Sehnen besser mit anderen Verfahren dargestellt werden. Besonders schnell und präzise gelingt das mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie). Sie erlaubt eine genaue Analyse von Verletzungen und Entzündungen der Peronealsehne. Ebenfalls geeignet für eine Untersuchung der Sehnen und Bänder ist die Kernspintomographie (MRT).

3. Elektromyografie (EMG)

Schließlich können Ärzte sich die Elektromyografie (EMG) zunutze machen, um die Ursachen der Beschwerden ihrer Patientinnen und Patienten noch genauer zu erforschen. Dabei werden über zwei dünne Nadeln im betroffenen Muskelgewebe die elektrischen Aktivitäten des Muskels selbst aufgezeichnet.
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Wie kann eine Peronealsehnen­entzündung behandelt werden?

    Häufig sind es mehrere Ursachen, die dazu führen, dass eine Peronealsehnenentzündung entsteht. Durch ihr Zusammenspiel wird die Peroneussehne so geschädigt, dass es zur schmerzhaften Entzündung kommt. Ähnlich verhält es sich aber auch mit der Therapie: Ärzte wählen dabei gemeinsam mit ihren Patientinnen und Patienten eine individuell abgestimmte Kombination verschiedener Behandlungsansätze, die passgenau auf die Bedürfnisse und Beschwerden der Patientinnen und Patienten abgestimmt ist.

Schmerzen lindern, Verletzungen heilen, Ursachen behandeln

In aller Regel erfolgt die Behandlung einer Peronealsehnenentzündung konservativ und kann sowohl klassische als auch alternativmedizinische Konzepte umfassen. Ausgangspunkt der Behandlung ist der Schmerz, den die Peronealsehnenentzündung Patientinnen und Patienten bereitet. Um nachhaltig zu gesunden, ist es wichtig, während der Therapie nicht weiter unter Schmerzen leiden zu müssen. Dabei hilft eine anfängliche Schonung des schmerzenden Knöchels ebenso wie bewährte Schmerzmedikamente und physikalische Therapie mit Wärme oder Kälte.

1. Kinesio-Tape

Kinesio-Tapes  werden gerne eingesetzt, um Schmerzen zu lindern. Die bunten Tapes werden im Bereich der schmerzenden Peronealsehne angebracht und sorgen für eine verstärkte Wahrnehmung der Druck- und Zugkräfte auf der Haut, während sich die Schmerzwahrnehmung verringert. Der Bewegungsablauf kann sich dann wieder harmonisieren.

2. Autologes Conditioniertes Plasma (ACP)

Im Anschluss gilt es, die verletzte Peroneussehne in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen. So wie der Körper selbst auch Immunzellen und Wachstumsfaktoren in das entzündete Gewebe entsendet, können Ärzte diese Bestandteile des Blutes in die direkte Umgebung der verletzten Peroneussehne injizieren. Dazu wird ein spezieller Teil des Blutes der Patienten selbst verwendet, der gezielt isoliert und aufgereinigt wird, um nur die Blutbestandteile zu verwenden, die der Peronealsehne bei der Heilung helfen können. Medizinerinnen und Mediziner nennen diese Bestandteile „Autologes Conditioniertes Plasma“(ACP). Bei der Neuraltherapie wiederum werden kurz wirksame Lokalanästhetika eingesetzt, um den Körper in seinem Heilungsprozess zu unterstützen. Sie werden gezielt so injiziert, dass bestimmte Nervenverbindungen kurzzeitig unterbrochen werden, um den Kommunikationsprozessen des Körpers eine Neuorganisation zu erlauben.

3. Lauf- und Bewegungsanalyse

Schließlich nehmen Ärzte die Ursachen der Peronealsehnenentzündung in den Blick. Diese können bei jeder Patientin und jedem Patienten individuell ganz unterschiedlich sein. Eine detaillierte Lauf- und Bewegungsanalyse in Verbindung mit den Ergebnissen einer EMG-Untersuchung liefert dem Arzt eine genaue Grundlage, um die passgenaue Behandlungsmethode zu wählen. In einer speziell auf die Untersuchungsergebnisse angepassten Trainingstherapie können gezielt Muskelgruppen gestärkt und neue Bewegungsabläufe eingeübt werden. Auch individuell angefertigte Einlagen oder Fußpolster können dabei helfen, dass eine Peronealsehnenentzündung kein zweites Mal entsteht.

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Wie kann einer Peronealsehnen­entzündung vorgebeugt werden?

Die Ursachen einer Peronealsehnenentzündung sind vielfältig und individuell – nicht alle können wir beeinflussen. Trotzdem kann jeder und jede von uns ein Stück dazu beitragen, einer Peronealsehnenentzündung vorzubeugen. Dabei kommt einem insgesamt gesunden Lebensstil eine wichtige Bedeutung zu. Eine ausgewogene Ernährung spielt dabei ebenso eine Rolle wie ein aktiver Lebensstil. Dabei gilt: weniger und regelmäßig ist besser, als mehr und selten! Ein ausgedehnter täglicher Spaziergang hilft dem Körper dabei, die Sehnen stabil und vital zu halten. Eine anspruchsvolle Wanderung oder ein Marathon im untrainierten Zustand könnte sie hingegen überfordern. Trainings- und Bewegungsziele sollten also kontinuierlich und in kleinen Etappen angegangen werden. Das hilft dem Körper dabei, mit den Anforderungen, die an ihn gestellt werden, Schritt zu halten.

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