Hyperkyphose der Brustwirbelsäule

Wenn ein Rundrücken zum Problem wird

Die menschliche Wirbelsäule ist eine ganz außergewöhnliche Errungenschaft der Evolution: Anders als bei den meisten anderen Säugetieren ist sie nicht einfach leicht gebogen oder annähernd gerade, sondern verläuft in einer charakteristischen, doppelt-s-förmigen Krümmung. Während das Kreuzbein sich nach hinten in Richtung Rücken krümmt, wölbt sich die Lendenwirbelsäule nach vorn in Richtung Bauch vor. Im Brustbereich krümmt sich die Wirbelsäule dann erneut rückenwärts, um im Hals schließlich wieder eine Vorwärtskrümmung einzunehmen. 

Durch diesen besonderen Verlauf ist unsere Wirbelsäule ideal an den aufrechten Gang auf zwei Beinen angepasst. Sie stellt den bestmöglichen Kompromiss zwischen Stabilität und notwendiger Abfederung jedes Schrittes dar. Gleichzeitig erlaubt sie es uns, das Becken zu neigen und ermöglicht so den Beinen eine große Bewegungsfreiheit.


Was ist eine Hyperkyphose der Brustwirbelsäule?

Die Medizin hat für die spezifischen Krümmungen der Wirbelsäule zwei Fachbegriffe etabliert. Die Krümmung in Richtung Bauch bezeichnen sie als Lordose. Die Rückwärtskrümmung hingegen nennen sie Kyphose. Eine gewisse Krümmung der Brustwirbelsäule ist völlig normal und spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Balance und Flexibilität unseres Oberkörpers.

Eine leichte Krümmung des Rückens ist normal – starke Rundungen werden zum Problem

Fällt diese Krümmung allerdings zu stark aus, werden diese Vorteile zu Nachteilen. In der Medizin wird eine zu starke Rundung der Wirbelsäule als Hyperkyphose oder auch als Rundrücken bezeichnet. Die Wirbelsäule entfernt sich dann aus ihrem idealen Gleichgewicht zwischen Stabilität und Flexibilität. Und nicht nur das: Auch die Muskulatur und andere Skelettteile sind für eine ausgeglichene Doppel-S-Form der Wirbelsäule ausgelegt. Entwickelt sie einen Rundrücken, stellen sich also auch Beschwerden anderer Körpersysteme ein.


Wie entsteht ein Rundrücken?

Verletzungen, Wachstum, Degeneration

Die Ursachen des Rundrückens sind vielfältig

Wie genau eine Hyperkyphose entsteht, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden aber bereits verschiedene Typen des Rundrückens, für die sie jeweils spezifische Risikofaktoren ausmachen konnten. Grundsätzlich können angeborene von erworbenen Hyperkyphosen unterschieden werden. 

Sind die Ursachen der erstgenannten in vorgeburtlichen Entwicklungsstörungen zu suchen, so treten erworbene Hyperkyphosen vornehmlich infolge von Verletzungen (traumatisch) oder von Alterungsprozessen (degenerativ) auf. Auch Entzündungen oder Tumore können in seltenen Fällen einen Rundrücken verursachen.

Anguläre Kyphose

Die Verletzung, die am häufigsten zu einem Rundrücken führen kann, ist eine Fraktur einzelner Wirbel der Wirbelsäule. Durch die Fraktur verliert der Wirbelkörper an Stabilität und mit der Zeit entsteht ein Knick in der Wirbelsäule, der vor allem das einzelne Wirbelsegment des gebrochenen Wirbels betrifft. In der medizinischen Fachsprache wird diese Form der Hyperkyphose als anguläre Kyphose bezeichnet. Auch Tumorerkrankungen und bakterielle Entzündungen führen zu dieser knickförmigen Hyperkyphose. 

Arkuäre Kyphose

Demgegenüber betrifft ein Rundrücken, der angeboren ist oder durch Alterungserscheinungen entsteht, meist mehrere Wirbelsegmente. Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen einen solchen Rundrücken auch als arkuäre Kyphose. Sie tritt besonders häufig bei Patientinnen und Patienten auf, die älter als 40 Jahre sind und ist oft Folge von Schäden der Zwischenwirbelscheiben, von allgemeiner Muskelschwäche oder von Erkrankungen, durch welche die Stabilität der Knochen insgesamt beeinträchtigt wird. 

Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Osteoporose. Frauen haben ein höheres Risiko als Männer, mit zunehmendem Alter unter diesen degenerativen Erscheinungen zu leiden. Die Hormonumstellung der Wechseljahre führt bei ihnen dazu, dass die Knochen und Knorpelstrukturen weniger gut vor Abbau geschützt sind, als dies noch in jungen Jahren der Fall ist. 

Aber auch bei jungen Patientinnen und Patienten, die sich noch im Wachstum befinden, kann eine arkuäre Kyphose entstehen. Diese Form des Rundrückens, bei der die Wirbelkörper in eine ungünstige Form hineinwachsen und so eine übermäßige Krümmung der Wirbelsäule verursachen, wird von Ärzten als Morbus Scheuermann bezeichnet. 

Ein erhöhtes Risiko, einen Rundrücken zu entwickeln haben also Patientinnen und Patienten, die ...

eine Verletzung der Wirbelsäule erlitten haben 

sich noch im Wachstum befinden 

älter als 40 Jahre sind


Welche Beschwerden treten bei einer Hyperkyphose auf? 

Die Symptome, die bei einer Hyperkyphose auftreten, sind individuell sehr verschieden. Sie kann völlig ohne Beschwerden bleiben, jedoch auch zu anhaltenden Schmerzen und Beeinträchtigungen vielfältiger Körperfunktionen führen. Schmerzen im Rahmen einer Hyperkyphose sind in der Regel Folgen altersbedingt-degenerativer Veränderungen von Knochen und Knorpel. Wenn die Dicke der Bandscheiben zwischen den einzelnen Wirbelkörpern abnimmt und beide Knochen direkt übereinander reiben, kann dies dauerhaft Schmerzen bei jeder Bewegung verursachen. 

Nervenreizungen durch Wirbelsäulenverengungen

Im Bereich der Wirbelsäule treten zwischen den einzelnen Wirbelkörpern allerdings auch Nerven aus dem Rückenmark aus, die Bewegungsbefehle vom Gehirn zu einzelnen Muskeln weiterleiten und umgekehrt eine Vielzahl an Sinneswahrnehmungen aus dem Körper zurück ins Gehirn melden. Werden nun aufgrund von Einengungen im Bereich des Rundrückens diese Nerven irritiert, können Schmerzen, Fehlwahrnehmungen, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen in Bereichen des Körpers auftreten, die eigentlich weit von der Wirbelsäule entfernt sind, so zum Beispiel in den Armen oder Beinen. 

Mechanische Folgen einer Hyperkyphose

Neben diesen indirekten Symptomen einer Hyperkyphose, kann die Verformung der Brustwirbelsäule aber auch mechanische Probleme verursachen. Durch die übermäßige Rundung des Rückens kann das Atmen erschwert werden und die Balance beim Gehen beeinträchtigt sein. Dadurch, dass Patientinnen und Patienten sich bei einem Rundrücken mitunter nicht mehr flach auf den Rücken legen können, leiden sie häufig unter Schlafproblemen. Wird die Rundung der Brustwirbelsäule besonders stark, kann mitunter der Kopf nicht mehr richtig angehoben werden, sodass eine Hyperkyphose auch zu Sehproblemen führen kann.


Wie wird ein Rundrücken diagnostiziert?

Für die individuelle und präzise Diagnose steht für uns im Auromedicum ein ausführliches Anamnesegespräch am Anfang einer jeden Behandlung. Nach einer genauen Analyse der aktuell bestehenden Beschwerden interessieren sich die Ärzte dabei besonders für die zeitliche Entwicklung des Rundrückens und möglicherweise vorangegangene Grunderkrankungen. Auch länger zurückliegende Unfälle oder seit langem bestehende Hormon- und Stoffwechselerkrankungen können wichtige Erkenntnisse über die Ursachen einer Hyperkyphose der Brustwirbelsäule liefern. 

In der dann folgenden körperlichen Untersuchung gilt es, die Rundung der Brustwirbelsäule und die mit ihr einhergehenden funktionellen Einschränkungen detailliert zu analysieren. Dazu führen die Ärzte gemeinsam mit ihren Patientinnen und Patienten zunächst eine Bewegungsanalyse durch. Eine Haltungstest gibt erste Aufschlüsse über den Schweregrad der Hyperkyphose. Um genauer zu verstehen, ob etwaig bestehende Schmerzen durch muskuläre Probleme oder Nervenirritationen verursacht werden, eignet sich besonders die Elektromyographie. Mittels Klebeelektroden wird hier die elektrische Aktivität der Muskulatur vermessen. 

Erhärten Anamnese und körperliche Untersuchung den Verdacht auf einen Rundrücken, so wird in der Regel ein Röntgenbild aufgenommen. Gerade in der seitlichen Aufnahme der Wirbelsäule ist die Rundung gut zu erkennen und auszumessen. Andere bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie (CT) und die Kernspintomographie (MRT) können weiteren Aufschluss über die Ursache einer Hyperkyphose geben.

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Wie lässt sich eine Hyperkyphose behandeln?

Beschwerden und Ursachen einer Hyperkyphose der Brustwirbelsäule sind individuell sehr verschieden und so ist es auch die Therapie. Bei uns im Auromedicum legen wir großen Wert darauf, die Behandlung auf die individuellen Bedürfnisse jeder Patientin und jedes Patienten abzustimmen. Zunächst gilt es dabei, eventuelle Schmerzen zu behandeln. Die ausführliche Untersuchung und Diagnose ermöglicht es uns, den Schmerz genau dort zu behandeln, wo er entsteht. 

Neben einer differenzierten Auswahl von Schmerzmedikamenten stehen den Ärzten dazu auch ergänzende Verfahren, wie Infiltrationen oder Akupunktur zur Verfügung. Grundsätzlich unterscheidet sich die Therapie daraufhin danach, in welchem Alter ein Rundrücken auftritt und welche anderen Erkrankungen mit ihm zusammenhängen. 

Therapieansätze zur Behandlung der Hyperkyphose

Tritt die Hyperkyphose zum Beispiel infolge einer Osteoporose auf, wird die medikamentöse Therapie auf den Erhalt und Wiederaufbau der Knochensubstanz fokussiert. Krankengymnastische Übungen hingegen müssen behutsam und unter fachkundiger Anleitung umgesetzt werden, um nicht weitere Schädigungen der Wirbelkörper zu riskieren. 

Bei einer Hyperkyphose in der Wachstumsphase jugendlicher Patientinnen und Patienten hingegen stellen Krankengymnastik und EMG-basierte medizinische Trainingstherapie die effektivste Behandlung dar. Gezielt können hier Bewegungsabläufe und Haltungsmuster so beeinflusst werden, dass die Wirbel wieder in eine günstigere Form wachsen.

Durch einen maßgeschneiderten Therapieansatz streben wir im Auromedicum nicht nur eine Linderung der Symptome an, sondern arbeiten aktiv daran, mögliche Ursachen der Hyperkyphose nachhaltig zu behandeln, um die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten langfristig zu verbessern. 

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Kann einem Rundrücken vorgebeugt werden?

Eine Hyperkyphose der Brustwirbelsäule kann vielfältige Beschwerden mit sich bringen und aufwändig zu behandeln sein. Umso wichtiger ist es, nach Möglichkeit zu vermeiden, dass ein Rundrücken überhaupt entsteht. Zwar sind nicht alle Risikofaktoren direkt beeinflussbar. Dennoch können einige einfache Maßnahmen helfen, das Risiko eines Rundrückens deutlich zu reduzieren. 

Gesunder und regelmäßiger Bewegung kommt dabei ein großer Stellenwert zu. Von der Kindheit bis ins Alter hinein ist sie die wichtigste Prophylaxe. Zwei Aspekte tragen dabei zur Vorbeugung eines Rundrückens bei: Zum einen sollte die Rückenmuskulatur gestärkt werden, welche die Wirbelsäule effektiv unterstützen kann. Besonders eignen sich hier Sportarten wie das Schwimmen oder gezielte Gymnastikübungen. Zum anderen trägt regelmäßige Bewegung auch dazu bei, Knochen und Knorpel in ihrer Struktur zu stärken und so resilienter gegen Altersermüdungen zu machen. Dabei ist es wichtig zu beachten, sich im Training immer langsam zu steigern, sodass der Bewegungsapparat stetig gefördert, aber nie überlastet wird.

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